Die Kanban-Methode

Die Kanban-Methode

Wie können die Lernenden, aber auch ich als Lehrperson, im Fach «Selbständige Projektarbeit» auf der 3. Oberstufe den Überblick über die zahlreichen Arbeitsschritte behalten? Was sind die nächsten Tasks? Was muss noch erledigt werden? Welche Teilschritte sind bereits beendet? Zu welcher Aufgabe ist ein kurzes Feedback gewünscht? Vor dieser Herausforderung stehe ich jedes Jahr. Sind doch die zu erledigenden Aufgaben sowie der aktuelle Projektstand genau so unterschiedlich wie die einzelnen Projekte. Wie kann ich die Lernenden in der Planung ihrer SOL-Zeit unterstützen, dass sie den Aufwand der einzelnen Aufträge richtig einschätzen und planen? Charlotte Zogg und Erich Spocchi haben die Projektprozessmethode Kanban im Zyklus 3 getestet: Und zwar digital und analog.

Wie können meine Lernenden, aber auch ich als Lehrperson, im Fach «Selbständige Projektarbeit» auf der 3. Oberstufe den Überblick über die zahlreichen Arbeitsschritte behalten? Was sind die nächsten Tasks? Was muss noch erledigt werden? Welche Teilschritte sind bereits beendet? Zu welcher Aufgabe ist ein kurzes Feedback gewünscht? Vor dieser Herausforderung stehe ich jedes Jahr. Sind doch die zu erledigenden Aufgaben sowie der aktuelle Projektstand genau so unterschiedlich wie die einzelnen Projekte.

Was ist die Kanban-Methode?

Um etwas Ordnung ins «Chaos» zu bringen, habe ich mich in diesem Schuljahr für die Kanban-Methode entschieden. Hierbei handelt es sich um agiles Projektprozessmanagement-Tool, das hilft, Aufgaben zu visualisieren, zu strukturieren und den Arbeitsfluss zu optimieren. Von der Grundidee her nichts Neues, handelt es sich doch um Post-it mit Aufgaben, welche je nach Arbeitsstand von links nach rechts über eine Pinwand mit mindestens drei Spalten (Aufgabe – bearbeiten – beendet) verschoben werden. Ich kann mich aus meiner eigenen Schulzeit noch gut an eine grüne Pinnwand vorne neben der Wandtafel erinnern, welche die genau gleiche Funktion hatte.



Welches Tool eignet sich?

Natürlich hätte ich auch die altbewährte Pinwand nehmen können. Doch da ich kein eigenes Schulzimmer habe, gerne auch mal zu Hause arbeite und nicht zuletzt auch digitale Medien einbauen möchte, habe ich versucht, das Analoge so gut wie möglich mit dem Digitalen zu verbinden. Es gibt zahlreiche Tools im Internet, mit denen man die Kanban-Methode digital umsetzen kann. Ich habe mich fürs «Whiteboard» von Microsoft entschieden.


Vorteile von diesem Tool sind aus meiner Sicht:

  • Ist bereits in der Microsoftumgebung eingebettet (z. Bsp. auch in TEAMS) und somit auf den Geräten der Lernenden vorhanden.
  • Funktionsumfang ist relativ gering, dafür überschaubar.
  • Die Lernenden können das Tool nach kurzer Zeit anwenden.
  • Es sind Vorlagen für die Kanban-Methode vorhanden, welche einfach eingefügt und angepasst werden können.

Ein konkretes Beispiel

Im nachfolgenden Video wird gezeigt, wie die Vorlage «Kanban» ins Whiteboard von Microsoft eingefügt werden kann.

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Kanban-Board

Wie mein Kanban-Board in der aktuellen Version aussieht, wird im nachfolgenden Thinglink gezeigt.

Erfahrungen aus der Praxis mit Whitebord

Ich habe in diesem Schuljahr zum ersten Mal mit den Lernenden versucht, mit der Kanban-Methode auf einem digitalen Whiteboard zu arbeiten. Folgende Erfahrungen habe ich dabei gemacht:

  • Es ist von Vorteil, wenn die Lernenden bereits Erfahrung mit kollaborativen Tools haben. Die Gefahr ist sonst vorhanden, dass Post-it gegenseitig verschoben, verändert oder gelöscht werden.
  • Zu Beginn musste ich die Lernenden aktiv unterstützen und immer wieder daran erinnern, dass sie die eigenen Post-it verschieben und somit ihren Arbeitsstand reflektieren. Bei einigen meiner Lernenden war jedoch schon nach wenigen Wochen das Kanban-Board ein fester Bestandteil ihrer Projektarbeit.
  • Ich werde auch zukünftig die Kanban-Methode kombiniert mit dem Whiteboard von Microsoft im Unterricht verwenden.
  • S peziell die Spalte «Ich hätte ich gerne ein Feedback» hat sich bewährt und wurde oft in Anspruch genommen.
  • Speziell bei Lernenden, welche Schwierigkeiten mit dem selbständigen und strukturierten Arbeiten haben, hatte ich den Eindruck, dass ihnen die Visualisierung mit den Post-it eine Unterstützung war. So konnte ich gezielt auch die Anzahl Post-it und der somit zu erledigenden Arbeiten steuern.
  • Zu prüfen gilt es die Möglichkeit, dass die Lernenden ihr eignes Whiteboard mit einer Kanban-Vorlage haben, welches sie mit mir teilen. Für mich als Lehrperson wäre es zwar ein Mehraufwand beim Verteilen von Tasks, welche alle Lernenden betrifft. Auch hätte ich keine Gesamtübersicht mehr. Die Lernenden hätten aber wohl noch eine bessere Übersicht über ihren Projektstand mit den zu erledigenden Aufgaben, da sie nur noch ihre Post-it sehen würden.



Erfahrungen aus der Praxis: Kanban analog

Ich (Chartlotte Zogg) habe hingegen die Kanban-Methode analog getestet. Vielen meiner Schülerinnen und Schüler (Realschule) hilft es beim Lernen, wenn sie gewisse Aufgaben taktil erledigen. Daher arbeite ich von Zeit zu Zeit immer noch gerne analog.Wir haben die Kanban-Methode in den sieben Stunde SOL, die wir pro Woche haben, getestet. Die Lernenden erhalten einen Arbeitsplan, auf dem die Aufträge für die Woche notiert sind. 

 

Als Kanban-Board habe ich die Wand hinten im Klassenzimmer genutzt. Als erstes mussten die Lernenden alle ihre Aufträge für den SOL-Unterricht der Woche auf Zettelchen erfassen und in die Aufgaben-Spalte pinnen. Hierfür mussten sie jeden einzelnen Auftrag in die verschiedenen Einzelaufträge aufteilen und sich auch bereits überlegen, für welche dieser Teilaufträge sie welches Material und welche Lernpartner oder eventuell auch Unterstützung der zuständigen Lehrperson benötigen. Dieser Prozess, der in einem ersten Schritt mühsam schien und je nach Auftrag auch eine echte Challenge war, hat den Lernenden ungemein geholfen, einen realistischen Überblick über die tatsächliche Grösse und die tatsächlichen Aufwände der einzelnen Aufträge zu erhalten. Was dann auch direkt Einfluss hatte auf die persönlichen Wochenplanungen und die sinnvolle Aufteilung der Aufgaben auf die SOL-Stunden.

Kanban-Wand im Klassenzimmer der Lernenden von Charlotte Zogg.


Guter Überblick und: Es kommt Bewegung ins Lernen!

Was dann geschah, hat mich echt beeindruckt: Wir sind gestartet und die Zettelchen haben nur so die Spalten gewechselt. Es hat die Lernenden unheimlich motiviert zu sehen am Kanban-Board, wie sie voranschritten. Viele haben während der Pausen noch weitergearbeitet, um ein Zettelchen noch fertig zu machen und zu verschieben. Wir waren noch nie so rasch mit dem Wochenplan durch!


In der zweiten Woche hat sich das Tempo dann etwas normalisiert, ist aber immer noch relativ hoch geblieben. Zwei Lernende wollten nicht mehr nach der Kanban-Methode arbeiten: Der Erstaufwand der Planung mit dem Schreiben der Einzelaufträge je Aufgabe auf Zettelchen schien ihnen zu mühsam und sie fanden, sie würden damit unnötig Zeit verlieren. Doch wie sich gezeigt hat, hätten sich die 15 Minuten Planung gelohnt: Die Beiden waren nicht vor den anderen fertig. Es fehlte ihnen am Gesamtüberblick, der den anderen half, ihren Workload einzuschätzen und sinnvoll über die Woche zu verteilen.


Neben dem guten Überblick über den Stand der Arbeiten für die Lernenden und natürlich auch für mich, hat Kanban einen weiteren, sehr positiven Effekt: Man muss immer wieder aufstehen, Zettelchen verschieben: Es kommt Bewegung ins Lernen.


Nach diesen zwei Wochen habe ich den Lernenden die Wahl gelassen, ob sie weiterhin mit der Kanban-Methode arbeiten wollen. Um das Board auch mit nach Hause nehmen zu können stellte ich ihnen das Programm Whiteboard vor, welches einige wenige nun nutzen. Einige sind beim Semesterheft, eine Art Hausaufgabebuch, geblieben, da sie dies bereits vorher erfolgreich für ihre Planung genutzt hatten.


Schön war, dass das Kanban-Board im Schulzimmer dazu geführt hat, dass auch Lernende aus anderen Klassen, die bei mir Unterricht haben, darauf angesprungen sind und die Methode ausprobieren wollten. Ich selbst nutze auch Whiteboard für meine Schulplanung und habe dies den Lernenden gezeigt. Auch gezeigt habe ich ihnen, dass man die Spaltenanzahl bei Bedarf erweitern kann und dass man die Spalten auch umbenennen darf.


Erich Manzoni | Charlotte Zogg

Entwickler:innen Zyklus 3

Ressortleiter Medien und Informatik & Klassenlehrperson 1. Oberstufe

charlotte.zogg@schule-uznach.ch | erich.manzoni@schule-uznach.ch

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