Überfachliche Kompetenzen gezielt fördern: Einblick in die laufenden Projektarbeiten

Überfachliche Kompetenzen gezielt fördern: Einblick in die laufenden Arbeiten

Im Teilprojekt «Überfachliche Kompetenzen» der IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen wurde in einer ersten Projektphase ein Instrument zur Erfassung von personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern der Volksschule entwickelt. Die nun gestartete zweite Projektphase zielt darauf ab, Aktivitäten zur Förderung überfachlicher Kompetenzen für den Unterricht bereitzustellen.

In Zusammenarbeit mit Lehrpersonen werden im Rahmen des Förderhubs Unterrichtsmaterialien und Lerngelegenheiten zur Förderung überfachlicher Kompetenzen in verschiedenen Fächern für den 2. und 3. Zyklus entwickelt und in der Schulpraxis erprobt. Der gegründete Förderhub besteht aus Klassen- und Fachlehrpersonen, schulischen Heilpädagoginnen und Schulleitungen aus insgesamt acht Schulen der Primar und Oberstufe des Kantons St.Gallen, die das Projekt begleiten. Die enge und produktive Zusammenarbeit zwischen der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) und der schulischen Praxis ist für das Teilprojekt äusserst gewinnbringend. Wir haben einige Mitglieder des Förderhubs gebeten, zur Rahmung der laufenden Arbeiten folgende Satzanfänge zu vervollständigen.

«Die Erfassung und Förderung überfachlicher Kompetenzen im Unterricht …

stellt mich im Moment vor eine Herausforderung. Ein handliches Instrument ist dringend notwendig.» (Stefanie Räss, PS Bazenheid)

ist eine wichtige und lohnende ‹Investition› in die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler.» (Caroline Schneider, PS Rossrüti Wil)

sind wichtig, damit unsere Schülerinnen und Schüler ihre Dialog-/Kooperations-/Konfliktfähigkeit trainieren können.» (Jeannine Egli, PS Bazenheid)

gewichte ich höher als die Fachkompetenzen.» (Peter Mayer, PS Kirchplatz Wil)


Beurteilung und Förderung überfachlicher Kompetenzen gehen Hand in Hand

Gemäss der Handreichung Schullaufbahn besteht das primäre Ziel der Beurteilung darin, den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und zu fördern (Amt für Volksschule Kanton St.Gallen, 2020, S. 8). Dies kann im Sinn einer formativen Beurteilung beispielsweise durch das Aufzeigen des individuellen Entwicklungsstandes und der Lernfortschritte geschehen, wobei neben fachlichen auch überfachliche Kompetenzen zu berücksichtigen sind.

Das in der ersten Phase des Teilprojekts entwickelte Instrument zur Erfassung von überfachlichen Kompetenzen folgt diesem Prinzip. Auf Basis des Lehrplans Volksschule stellt es für Lehrpersonen ein nützliches Werkzeug dar, um die personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern anhand von 19 Teilkompetenzen mit formativer Zielsetzung zu beurteilen. Zudem ermöglicht das Instrument eine Übertragung auf die acht Aspekte des Arbeits-, Lern- und Sozialverhaltens (ALSV), deren Beurteilung obligatorischer Bestandteil des jährlichen Beurteilungsgesprächs ist. Neben einer Version für die Fremdeinschätzung durch Lehrpersonen wurde auch eine Version für die Selbsteinschätzung durch Schülerinnen und Schüler in einfacher Sprache entwickelt, die einen Perspektivenvergleich ermöglicht. Das Instrument wurde in den vergangenen Monaten in einem «Praxistest» durch Lehrpersonen aus acht Begleitschulen, die zum Förderhub des Projekts gehören, evaluiert und aufgrund dieser Rückmeldungen aus der Schulpraxis optimiert.

Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf den sozialen Kompetenzen

Ausgehend von dieser formativen Beurteilung sollen in Zukunft je nach Entwicklungsstand und Alter geeignete Lerngelegenheiten zur gezielten Kompetenzentwicklung angeboten werden können. In der nun gestarteten zweiten Projektphase werden daher entsprechende Unterrichtsaktivitäten und -materialien für den 2. und 3. Zyklus entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf jenen überfachlichen Kompetenzen, die einerseits nach ökonomischen Kriterien in der zukünftigen Arbeitswelt von besonderer Relevanz sein werden, andererseits durch die Digitalisierung Gefahr laufen, in der Förderung weniger stark berücksichtigt zu werden: Dies sind die sozialen Kompetenzen Dialog- und Kooperationsfähigkeit sowie Konfliktfähigkeit.

In der aktuellen Projektphase entwickeln die Mitglieder des Förderhubs zusammen mit dem Team der PHSG Unterrichtsaktivitäten, die eng mit dem Instrument zur Erfassung der überfachlichen Kompetenzen verzahnt sind und als modulare Sequenzen flexibel in den Unterricht integriert werden können. Neben fächerübergreifenden Lernanlässen werden auch konkrete Lernaktivitäten für verschiedene Fächer erarbeitet, die entweder von der Lehrperson in der gesamten Lerngruppe bzw. Klasse vermittelt oder von einzelnen Schülerinnen und Schülern individuell genutzt werden können.

«Die Zusammenarbeit im Förderhub…

ist bereichernd und äusserst spannend.» (Stefanie Räss, PS Bazenheid)

ist ein spannender Austausch mit engagierten Leuten aus verschiedenen Fachbereichen.» (Caroline Schneider, PS Rossrüti Wil)

gibt Einblicke von der Unterstufe bis zur Oberstufe und hilft uns, die Umsetzung entsprechend anzupassen.» (Jeannine Egli, PS Bazenheid)

ist spannend, interessant, humorvoll und bereichernd.» (Peter Mayer, PS Kirchplatz Wil)


Ausblick auf die zukünftige Arbeit

Beim letzten Treffen des Förderhubs am 19. Juni 2024 haben die Lehrpersonen und das Team der PHSG in schulübergreifenden Arbeitsgruppen mit der Entwicklung von Förderaktivitäten, die in einer Klasse oder Lerngruppe fächerübergreifend eingesetzt werden können, begonnen. In einem weiteren Schritt werden darauf aufbauend Differenzierungen dieser Aktivitäten mit Bezug zu verschiedenen Unterrichtsfächern und von den Schülerinnen und Schülern individuell zu erarbeitende Bausteine entwickelt. Schliesslich soll das entstehende Förderangebot möglichst viele fachspezifische und fächerübergreifende Förderaktivitäten umfassen, aus denen die Fach- bzw. Klassenlehrpersonen je nach Bedarf themen- bzw. fachspezifische Einheiten auswählen können. Mit diesem Förderangebot wird dem Wunsch nach einer ganzheitlichen Erfassung der überfachlichen Kompetenzen im Unterricht der Volksschule Rechnung getragen – ganz im Sinn des Grundsatzes 2 der kantonalen Grundsätze in der Beurteilung: «Beurteilen heisst in erster Linie fördern» (Amt für Volksschule Kanton St.Gallen, 2020, S. 8).

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum

Teilprojekt «Überfachliche Kompetenzen»

Projektseite

Dr. Thomas Rey

Projektleitung «Überfachliche Kompetenzen»


Zentrum Berufspraktische Studien


thomas.rey@phsg.ch

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