Den Rahmen sprengen: Was Making bewirken kann
Den Rahmen sprengen: Was Making bewirken kann
Ein Produkt aus dem Unterricht hat das gesamte Entwicklerteam aus den Socken gehauen. Doch warum? Eine exorbitante Leistung eines Schülers verblüfft, weil ganz viele Komponenten, ausgelöst durch makerorientiertes Lernen, auf einen Schlag sichtbar werden.
Warum sprengt ein CAD-Projekt den Rahmen?
Die Lernenden hatten den Auftrag, ihr Traumzimmer in TinkerCAD zu bauen. Wie auf den Fotos und auch unter dem Link zu erkennen ist, hat ein Schüler die Aufgabe «Baue dein Traumzimmer im TinkerCAD nur mit den vorhanden Blöcken und Bohrungen» absolut übertroffen. Einfach nur Wow, wie das dieser «Zweitoberstüfler» in grosser Fleissarbeit, unter anderem auch in der Freizeit, konstruiert hat.
Und genau aus diesem und weiteren Gründen möchten wir hier diese Story veröffentlichen.
Erkenntnisse aus der Diskussion im Entwickler:innen-Team
Nach eingehender Diskussion innerhalb des Entwickler:innen-Teams, aber auch mit der Klassenlehrperson des Lernenden und weiteren Involvierten, haben wir anhand dieses Beispiels erkannt, was Making alles auslösen kann.
Beginnen wir beim Schüler: Er war so motiviert, dass er neben intensiver Arbeitszeit in der Schule auch noch nach Schulschluss, am Wochenende und sogar über ein verlängertes Wochenende an seinem Projekt gearbeitet hat. Er hat hier ein Feld gefunden, das ihm sehr grosse Freude bereitet und vielleicht sogar eine Option für die Berufswahl darstellen könnte. Leistung und das Engagement waren aussergewöhnlich!
Aus Sicht der Lehrperson spielt diese Engagement natürlich auch eine Rolle. Aber noch viel mehr wurde sichtbar: Der Lebensweltbezug und das echte Interesse von Lernenden sollten viel mehr im Zentrum unserer Unterrichtsplanung sein. Sie sind regelrechte Motoren für das Gelingen einer echten Lernherausforderung und eines entsprechenden Lernprozesses.
Braucht es im Making eine Beurteilung? Und in welcher Form?
Als grosses Diskussionsthema hat sich aber sehr schnell das Bewertungsthema herausgestellt. Wie bewerten oder beurteilen wir eine solch aussergewöhnliche Leistung, gerade in diesem Makingsetting, aber vielleicht auch generell im Fachunterricht?
Die Schule bewertet und verteilt Noten. Dieses aktuell gültige Faktum führte uns bei diesem Schülerergebnis dazu, das Ganze Thema mal grundsätzlich zu überdenken. Wie schaffen wir es, Projekte von Lernenden zu begutachten und fair wertzuschätzen, wenn ihre Leistung weit über unseren Erwartungen liegt? Aber auch gegenteilig: Wie beurteilen wir die Leistung von «Under-Achievern»?
Wertschätzung von Prototypen als fester Bestandteil des Beurteilungsprozesses
Es braucht eine Unterscheidung: Ist das Making-Projekt im Rahmen einer freien Tätigkeit, zum Beispiel im Wahlfach, oder in einer Projektzeit entstanden? Oder war es eine Aufgabe im Fachunterricht zur Erreichung von bestimmten Kompetenzen gedacht? Diese Unterscheidung soll grundsätzlich darüber entscheiden, ob eine Bewertung oder Beurteilung wirklich nötig ist. Die Begutachtung und Wertschätzung der Produkte oder Prototypen soll aber zwingend immer Bestandteil des Prozesses sein, ob am Schluss eine Note gesetzt wird oder nicht. Ist eine Begutachtung nötig, weil es den Erwerb oder die Festigung von Kompetenzen belegen soll, muss nochmals unterschieden werden zwischen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen. Die überfachlichen Kompetenzen bedürfen einer Würdigung ausserhalb der festgelegten Strukturen von Beurteilen und Bewerten, wie es in der Schule praktiziert wird. Die Bandbreite der Leistungsbeurteilungen soll, falls Noten nötig sind, entsprechend angepasst werden. Projekte bedürfen einer globalen Begutachtung.
In unserem Fall, der oben geschildert wurde, muss beachtet werden, dass der entsprechende Jugendliche viel mehr Zeit aufgewendet hat, als seine Mitschüler*innen.
Inputs der Redaktion
Beiliegend Links und Tutorials zu Making und Thinkercad.
Matthias Imhof
Lokale Koordinationsperson
Ressortleiter Medien und Informatik
Kontakt: matthias.imhof@schule-walenstadt.ch
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