
Die Rolle spielt mit
Die Rolle spielt mit
Die Rolle einer Lehrperson geht meist über ihre eigentliche Funktion hinaus. Als Schulischer Heilpädagoge, First Level Supporter und Entwickler in der ITBO-Modellschule «Making» zeigt sich, wie vielseitig und wandelbar diese Rolle sein kann.
SHP, Entwickler Modellschule und First Level Supporter
Angestellt an der Oberstufe Vilters-Wangs bin ich in einem 100% Pensum als Schulischer Heilpädagoge (SHP). Nebenbei, zur Unterstützung und Entlastung des TICTS-Verantwortlichen, bin ich First Level Supporter an der Oberstufe und im Entwicklerteam der ITBO-Modellschule «Making».
In diesen Funktionen erhalte ich im täglichen Unterricht viele Einblicke in die Klassen und deren Unterricht, vor allem aber als SHP, da ich fast immer in den Klassen drin integrativ arbeite. Als First Level Supporter schlage ich mich hauptsächlich mit IT-Problemchen herum, vom nicht eingesteckten Kabel, über vergessene Passwörter bis hin zu Dateikonvertierungen im Audiobereich. Das Entwicklerteam unterstütze ich mit Ideen, Prototypen und technischem Support.
Diese Funktionen ergänzen sich in meiner Arbeit ideal. Als SHP kann ich mich in den Klassen auch IT-mässig optimal einbringen und mein Knowhow wird sehr geschätzt. Als First Level Supporter hilft mir wiederum die Erfahrung als SHP mit den Klassen und den Lehrpersonen und Entwickler bin ich auf dem Laufenden, welche Projekte in den Klassen umgesetzt werden und was IT-mässig läuft (oder eben wieder mal nicht).
Mehr als nur eine Funktion: Wie Rollen die Schule gestalten
Die Funktionen als Lehrperson sind vertraglich vereinbart und soweit auch verbindlich, geregelt in Konzepten und Pflichtenheften. Soweit eine relativ klare Sache. Die Rolle meiner Person an der Schule ist da flexibler, situativer und viel persönlicher. Die Rolle, ähnlich wie in einem Theaterstück, ist wandelbar und kann den Anforderungen und Erwartungen seitens Schule, Schülerschaft und Lehrpersonen angepasst werden.
Im Ausleben einer oder mehreren Rollen spiegelt sich unwillkürlich Engagement und Freude an der Arbeit. Rollenkonflikte und Spannungsfelder sind unvermeidlich, gehören aber zum Berufsalltag einer Lehrperson. In eine Rolle hineinwachsen und sich darin wohlfühlen ist ein sehr lernreicher Prozess – kommt ja dazu, dass ich mich als Person auch ständig verändere. Anpassungsfähigkeit und Agilität ist da dieser Entwicklung sehr entgegenkommen.
Neue Ideen und Impulse umsetzen ist nicht möglich, wenn ich mich als Lehrperson auf meine Funktion im Stile von «Dienst nach Vorschrift» beschränke. Die verschiedenen Rollen bringen mich vorwärts.
Kompetenzen teilen, Chancen nutzen
Sein Gesicht strahlt vor Begeisterung. Ein Schüler der ersten Real hat soeben erfahren, dass wir auch eine CAD-Software haben. Eine Einführung in die nicht ganz einfache Software für die ganze Klasse ist aber erst in Planung. Das Leuchten in seinen Augen veranlasste mich (in der Rolle als SHP), ihm auf den nächsten Tag ein Login freizuschalten. Eine nur fünfminütige Einführung in die Software war ausreichend. Das war’s. Er hatte verstanden. Ich auch. Eine Woche später hatte ich die Druckdatei für sein erstes Objekt in meiner MailBox. Und drei Wochen später schon die Druckdatei für eine neue «Backe» einer defekten Greifzange.
Beim Mofa eines anderen, nicht ganz pflegeleichten Schülers, war die Abdeckung des Seilzugstarters defekt und eine Pedale wackelte leicht. Die Ersatzteile wurden konstruiert gedruckt, gebohrt und gespritzt – mit der Auflage, darüber als Hausaufgabe einen kurzen Text mit Bildern zu verfassen. Diese Hausaufgabe wurde top erledigt. Erstaunt’s? Ich werde von ihm mehrmals täglich gegrüsst. Immer noch. Beziehungsarbeit über einen 3D-Drucker.
Eine Lehrerkollegin möchte ein Projekt mit Lasergravur machen. Beschichtete Alu-Plättchen gravieren. Sie war um die praktischen Ratschläge froh, denn im ganzen Ablauf «vom Bild zur Alugravur» sind einige Dinge zu beachten. So konnten meine Prototypen und Beispiele zum Einsatz kommen.
Ich teile meine in der unterrichtsfreien Zeit erarbeiteten Kompetenzen, Erfahrungen und konkreten Beispiele gerne. Teilen von technischem Knowhow und Weitergeben von Unterlagen – dass da neue Chancen im Team und im Unterricht genutzt werden können, lässt sich leicht erahnen. Diese aus eigener Motivation geleistete Hintergrundarbeit, wenn auch recht zeitintensiv, bereitet mir viel Spass und ist eine typisches Produkt meiner Rolle. Meist kommt diese Hintergrundarbeit recht gut an. Mich einbringen und mitdenken ist erwünscht, aber nicht dreinreden – als kleiner Erfahrungstipp am Rande erwähnt.
Beim Testen von Software und Material, beim Erstellen von Prototypen und Beispielen können wichtige Erfahrungen bezüglich der Umsetzbarkeit und Materialeigenschaften oder Bezugsquellen gesammelt werden. Klar, wenn jeder diese Schritte selber durchführen könnte, wäre der making-typische Lerneffekt um ein Vielfaches grösser – doch dazu reichen weder die Zeitgefässe noch die Materialbudgets aus. Aus Fehlern und Erfahrungen von Anderen lernen ist doch auch was. Auch das spielt eine Rolle.
Welche Rollen über eure Funktion hinaus übernehmt ihr an eurer Schule? Welche Erfahrungen macht ihr dabei?
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Daniel Brantschen
Entwickler ITBO-Modellschule Makerorientiertes Lernen
Schulischer Heilpädagoge
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