Lieber Beat,
ich freue mich über deine Frage. Als Begleiter von Modellschulen bin ich sehr mit der Methodik der agilen Schulentwicklung vertraut und habe diese erfolgreich in der Maitlisek Gossau bei der Arbeit mit Arbeitsteams eingesetzt. Meine Erfahrungen und die Rückmeldungen aus den Modellschulen sind sehr positiv.
Zusammenfassung der Langzeit-Erfahrungen:
In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt wird der Ausdruck “agil” immer wichtiger. Agilität bedeutet im Grunde genommen, flexibel zu sein, sich anzupassen und Dinge schrittweise anzugehen. Dies betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch den Bildungsbereich. Agilität ermöglicht schnellere Anpassung an Veränderungen, fördert Kreativität und Innovation und verbessert die Zufriedenheit der Beteiligten. Das Konzept von agilem Arbeiten in Schulen legt den Fokus auf Teamarbeit und Zusammenarbeit. Lehrpersonen sind aufgerufen, neue Unterrichtsmethoden auszuprobieren und die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern sowie im Lehrerteam zu stärken.
Agile Schulentwicklung ist ein hervorragendes Instrument, um mit Lehrpersonen in Arbeits- oder Unterrichtsteams zu arbeiten und Entwicklungen in überschaubaren Einheiten (Schleifen) zu ermöglichen.
Vorteile und Prinzipien der agilen Schulentwicklung:
- Flexibilität: Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Anforderungen im Unterricht.
- Kooperation: Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Fachexperten.
- Iteratives Vorgehen: Kontinuierliche Verbesserung durch regelmässige Rückmeldungen und Anpassungen.
- Schnelle Reaktion: Zeitnahe Anpassung des Lehrplans gemäss den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler sowie pädagogischen Trends.
- Individuelle Förderung: Effektivere Anpassung des Unterrichts auf die Bedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler.
- Lehrerprofessionalität: Ständige Weiterentwicklung der pädagogischen Fähigkeiten durch Zusammenarbeit.
- Qualitätssteigerung: Optimierung des Unterrichts und Prozesse in der Schule durch kontinuierliche Evaluierung und Anpassung.
- Nachhaltige Entwicklung: Langfristige Verbesserung von Lehrplänen und pädagogischen Methoden.
Potenziale der agilen Begleitung mittels Entwicklungsschleifen:
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Schnelle Anpassungen an veränderte Bedingungen im Bildungsbereich.
- Einbeziehung der Beteiligten: Alle Schulmitglieder:innen werden aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden, was das Engagement und die Verantwortung stärkt.
- Iterative Verbesserung: Regelmässiges Feedback ermöglicht kontinuierliche Verbesserungen in Unterricht und Schulabläufen.
- Transparenz und Kommunikation: Klare Strukturen und regelmässige Treffen fördern Offenheit und effektive Koordination.
- Zielorientierung: Der Fokus auf spezifische Ziele hilft bei der effizienten Nutzung von Ressourcen und dem Erzielen konkreter Ergebnisse.
- Selbstorganisation: Agile Prinzipien stärken die Autonomie und das Problemlösungsvermögen des Schulpersonals.
- Nachhaltige Entwicklung: Regelmässige Reflexion und Anpassung fördern kontinuierliches Lernen und langfristige Entwicklung.
- Netzwerkbildung und Austausch: Förderung des Wissensaustauschs und der Vernetzung zwischen Schulen unterstützt Innovation und gemeinsames Lernen.
Mögliche Stolpersteine und kritische Erfolgsfaktoren:
- Stolpersteine: Zeitdruck, unzureichende Ressourcen, Widerstand gegen Veränderungen, unklare Ziele, mangelnde Kommunikation.
- Erfolgsfaktoren: Klare Zielsetzung, kontinuierliches Feedback, Einbeziehung aller Beteiligten, Unterstützung durch die Schulleitung, regelmässige Reflexion und Anpassung.
Besetzung der Rollen:
- Entwicklungshüter:in: Diese Person sollte eine klare Vision für das Projekt / Thema haben, die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen verstehen und die Prioritäten setzen. Sie sorgt dafür, dass das Entwicklungsteam über die Anforderungen und Erwartungen informiert ist.
- Begleiter:in: Diese Person moderiert den agilen Prozess, löst oder vermeidet Hindernisse und sorgt für ein ungestörtes Arbeiten des Teams. Sie unterstützt das Team bei der Selbstorganisation und fördert die kontinuierliche Verbesserung.
Umgang mit nachlassender Anfangseuphorie:
- Regelmässige Motivationstreffen und Teambuilding-Aktivitäten.
- Regelmässiger Austausch (Team-Synchronisation)
- Sichtbarmachung von Fortschritten und Erfolgen.
- Anpassung und Neuausrichtung der Ziele.
- Einbindung von externen Experten und neuen Ideen.
- Sicherstellung von ausreichender Unterstützung und Ressourcen.
Wenn du oder andere Mitleser:innen vertieftes Interesse habt, meldet euch gerne. Wir könnten auch einmal einen Online-Austausch organisieren. Auch der zITBOx Talk zu Agiler Schulentwicklung beinhaltet wertvolle Informationen: zITBOx Talk.
Herzliche Grüsse
Matthias
matthias.vogel@phsg.ch, Themenhüter: Agile Schulentwicklung / Adaptives Lernen
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Diese Antwort wurde in vor 4 Monate, 2 Wochen um Matthias Vogel geändert.