Der Maschinenmensch Sabor

KI ist ein Dauerbrenner-Thema in diesem Blog. Heute machen wir einen Schritt zurück und schauen auf ein Stück Geschichte, das lange vor der KI die Menschen bewegte – und trotzdem …

 

Beobachten wir heute, wie die KI einen Text Zeile um Zeile auf den Bildschirm schreibt, sind wir fasziniert von dieser Technik. Eine Maschine, die unsere Frage versteht und eine sinnvolle Antwort liefert, ist ein technisches Wunder. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die Algorithmen, die diese KI ausmachen. Komplizierte Mathe soll dahinter stehen, undurchschaubare Riesenmatritzen. Die KI gibt sinnvolle Antworten, und selbst die Erfinder:innen wissen nicht genau, wie ihr Programm derart komplexe und erstaunlich menschliche Antworten liefern kann. Die meisten von uns können sich nicht vorstellen, wie sich diese Technik  weiterentwickeln wird und wo das alles noch hinführt.

Den obigen Abschnitt hätte ich in beinahe gleicher Form auch 1939 über Sabor schreiben können. Sabor ist eine Maschine, die sich selbständig fortbewegen konnte, die menschliche Fragen hören und beantworten konnte, die auf höfliches Bitten hin Feuer für die Zigarette gab und die selbst Zigaretten rauchte wie ein Schlot. Die Menschen, die sie bei einem ihrer ersten Auftritte an der Landi 1939 sahen, waren beeindruckt, ehrfürchtig und fragten sich, wo das alles noch hinführen wird.

Wer ist Sabor?

Sabor ist eine Entwicklung des Teufener Tüftlers, August Huber. Dieser hatte schon in den 20er-Jahren als 12 jähriger ein erstes Modell eines mechanischen Menschen gebastelt. Angespornt vom Geist der Zeit, der die Zukunft in der Mechanisierung des Lebens sah und auch vor der Mechanisierung des Menschlichen nicht zurückschreckte, entwickelte Huber einen Maschinenmenschen nach dem anderen. Jede Evolution konnte ein wenig mehr als sein Vorgänger – ab dem Modell Sabor IV konnte er auch rauchen.

Die Zeit, in der Huber seine Maschinen entwickelte, war die Zeit des Films «Metropolis» von Fritz Lang (1927). Das Buch «The Wizard of Oz», dessen Hauptfigur ein Holzfäller aus Blech ist, erschien 1900. 1921 wurde das Drama «R.U.R – Rosum’s Universal Robots», auf das der Begriff «Roboter» zurückgeht, uraufgeführt, und 1930 wurde das Chrisler Building in New York eröffnet.

Es war aber auch die Zeit, in der Alan Turing bereits das Konzept der universellen Turing-Maschine entwarf und den theoretischen Grundstein für Überlegungen zur künstlichen Intelligenz legte. Konrad Zuse präsentierte 1936 den ersten programmierbaren binären Computer Zuse Z1, der aus Aluminiumblech aufgebaut war.

Sabor ist ein metallenes Monstrum, das 2.37 Meter gross ist und Schuhgrösse 110 hat. «Das Hauptmotiv sind zwanzig kleine Elektrogeräte», schrieb der Entwickler, August Huber, selbst über sein Modell Sabor IV. Es verfügt über acht Batterien, 500 Meter Elektrodraht, eine grosse Anzahl Relais, zwei Funkantennen, zwei Mikrophone (Ohren) und einen Lautsprecher (Mund).

Ausstellung

Die Ausstellung im Zeughaus in Teufen zeigt nicht nur den nach wie vor intakten Sabor V, sondern beleuchtet auch die Zeit, in der Sabor entstand. Mit unzähligen Fotos, Videos und Dokumenten – grösstenteils aus dem Nachlass von August Huber – zeichnet die Ausstellung ein stimmiges Bild der Zeit, in der Sabor aufwuchs, von dessen Entwickler und von den grossen Fragen, die ihn und die anderen Menschen damals umtrieb. Sie zeigt eine grosse Zahl an Bildern und Videos zu den Auftritten von Sabor auf der ganzen Welt. Und schliesslich erfährt man auch, wie es sich als Steuermann von Sabor anfühlte, der hinter der Bühne verborgen, mit Mikrofon und einer Telefonwählscheibe dem Maschinenmenschen eine Stimme verlieh und Leben einhauchte.

Fazit

Die Ausstellung in Teufen ist sehr sehenswert – und kann gut auch mit einer Klasse besucht werden. Trotz des heute völlig altertümlich anmutenden Blechmonsters stellen sich ganz aktuelle Fragen. Blicken wir heute auf Sabor zurück, belächeln wir die vergleichsweise klobigen Ideen jener Zeit. Wenn wir davon ausgehen, dass wir in den nächsten 100 Jahren mindestens den gleichen Schritt machen, wie in den letzten 100 Jahren. Wie wird dann eine künstlichen Intelligenz aussehen?

Info

Die Ausstellung im Zeughaus Teufen läuft noch bis zum 9. Februar 2025.

Öffnungszeiten: Mi – Fr, 14 – 17 Uhr, Sa/So, 12 – 17 Uhr.

Es gibt ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit interessanten Beiträgen zu den Themen Mensch-Maschine und künstlicher Intelligenz.

  • Mi: 14:00 – 17:00
  • Do: 14:00 – 17:00
  • Fr: 14:00 – 17:00
  • Sa: 12:00 – 17:00
  • So: 12:00 – 17:00

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