Pädagogisches Konzept zur Umsetzung der Förderung und Diagnose überfachlicher Kompetenzen
Das Projektteam hat auf der Basis eines Anforderungskatalogs ein Pädagogisches Konzept erarbeitet, das eine Konkretisierung der weiteren Projektschritte erlaubt. Es beinhaltet eine begründete Auswahl von überfachlichen Kompetenzen, welche zukünftig im Zuge der Digitalisierung zunehmend Bedeutung erhalten werden und daher besonders zu stärken sind, eine Darstellung der Kohärenz des Konzepts mit dem Lehrplan Volksschule unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Arbeits-, Lern- und Sozialverhaltens (ALSV). Zudem werden Überlegungen zur Zusammenarbeit mit den Schulen für die Entwicklung der Fördermassnahmen und die Erprobung des Diagnoseinstruments im Rahmen eines Förderhubs sowie zur Evaluation der entwickelten Produkte (Förderaktivitäten, Diagnoseinstrument, digitale Anwendungsumgebung) vorgestellt. Ausgehend vom pädagogischen Konzept soll das im Teilprojekt 1b entstehende Produkt nicht nur praxisorientiert, sondern in direkter Zusammenarbeit mit Expert:innen des Unterrichtens, den St.Galler Lehrpersonen, gestaltet werden.
Das Teilprojekt 1b betrachtet mit den überfachlichen Kompetenzen bewusst «nicht-digitalen» Kompetenzen. Neben der Schulung und Förderung digitaler Fähigkeiten und Fertigkeiten in den anderen Teilprojekte sollen mit dem Teilprojekt 1b im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtungsweise gezielt sogenannte Ausgleichskompetenzen aufgegriffen werden, welche im gesamtgesellschaftlichen Austausch zwar von besonderer Relevanz sind, im Zuge der zunehmenden Digitalisierung aber Gefahr laufen könnten, in den Hintergrund zu geraten. Auf Basis der einschlägigen Literatur sowie der im Herbst 2021 durchgeführten Bestandsaufnahme insbesondere Dialog- und Kooperationsfähigkeit sowie Konfliktfähigkeit als zentrale zu stärkende human skills identifiziert.
Für diese anvisierten Kompetenzen sollen umfassende unterrichtliche Förderaktivitäten mit Akteur:innen der schulischen Praxis generiert werden. Als Ausgangpunkt wird dazu ein Portfolio von fachbezogenen und fächerübergreifenden Förderaktivitäten im zweiten und dritten Zyklus erstellt.
Für die Selbst- und Fremdbeurteilung aller überfachlichen Kompetenzen entsprechend Lehrplan Volksschule wird zudem ein adressatengerechtes Diagnoseinstrument entwickelt und evaluiert. Es besteht aus insgesamt 95 Indikatoren für 21 Teilkompetenzen, 9 Kompetenzen und 3 Kompetenzbereiche, die aus dem Lehrplan und den ALSV-Beobachtungspunkten abgeleitet wurden. Je nach Bedarf können mit dem Diagnoseinstrument so unterschiedliche Auflösungsgrade der überfachlichen Kompetenzen erfasst werden:
- Modul 1: Standortbestimmung; Ebene Teilkompetenz -> Kompetenz, Kompetenzbereich
- Modul 2: Spezialisierung; EbeneIndikatoren -> Teilkompetenz, Kompetenz, Kompetenzbereich
Ebene der Teilkompetenzen
Einschätzung der Teilkompetenzen, Auswahl der Teilkompetenzen entsprechend der ihnen zugeordneten Indikatoren, z. B.
- für einen allgemeinen Überblick über die vorhandenen Ausprägungen bei allen überfachlichen Kompetenzen im Sinne einer Standortbestimmung
Ebene der Indikatoren
Einschätzung der Indikatoren, Auswahl der Indikatoren entsprechend dem Diagnoseziel, z. B.
- als Vorbereitung für den gezielten Einsatz der angebotenen Förderaktivitäten
- für die gezielte Überprüfung ausgewählter Ausschnitte der überfachlichen Kompetenzen, beispielsweise im Rahmen von Projekttagen
- als Grundlage für die Beurteilungsgespräche im Frühjahr
Die Auswahl passender unterrichtlicher Förderaktivitäten, die Organisation, Durchführung und Auswertung der Diagnostik sowie die Verwaltung der Daten sollen in einer digitalen Anwendungsumgebung ermöglicht werden.
Zusammenarbeit mit den Schulen
Eine engere und längerfristige Zusammenarbeit mit ausgewählten Regelschulen (insgesamt acht Begleitschulen: vier Primarschulen und vier Sek.I/Realschulen) ist ab Frühjahr/Mitte 2023 im Rahmen der Entwicklung der Unterrichtsaktivitäten zur Förderung vorgesehen. Zunächst soll ein Förderhub mit je einer Vertretung pro Begleitschule des zweiten bzw. dritten Zyklus gegründet werden. Im Rahmen von Veranstaltungen an der PHSG soll gemeinsam mit den acht Mitgliedern des Förderhubs zunächst eine Ist-Stands- und Bedarfsanalyse hinsichtlich unterrichtlicher Förderaktivitäten durchgeführt werden. Daran anschliessend werden ausgehend von der schulischen Praxis und im Sinne globaler Bausteine Vorgehensweisen zur Förderung der fokussierten überfachlichen Kompetenzen entwickelt und in einem nächsten Schritt für den Einsatz im Fachunterricht ausdifferenziert. Die Mitglieder des Förderhubs fungieren dabei als Multiplikator:innen an ihren Begleitschulen und sollen je zwei weitere Lehrpersonen ihrer Schule zur Mitgestaltung gewinnen.
Der Fokus der geplanten Evaluation der Förderaktivitäten soll auf der Praktikabilität und Wirksamkeit liegen und Rückmeldungen der Begleitschulen und der Mitglieder des Förderhubs systematisch in einer Befragung erfassen. Zur Evaluation des Diagnoseinstruments ist eine Befragung der Anwender:innen zu Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Praktikabilität der Beurteilungskriterien vorgesehen. Mit einer Evaluationsstudie zur digitalen Anwendungsumgebung sollen insbesondere technische Aspekte und die Praktikabilität im Schulalltag mit Hilfe der Begleitschulen und den Mitgliedern des Förderhubs untersucht werden.
Das vom Projektteam erarbeitete Pädagogische Konzept für die Konkretisierung der nächsten Projektschritte wurde am 25.Januar 2023 dem Projektausschuss und am 16. Februar 2023 dem Bildungsrat und präsentiert und mit diesen Gremien diskutiert. Eine auf Basis der Rückmeldungen des Bildungsrats und des Projektausschusses überarbeitete Fassung wurde am 24. März 2023 genehmigt, womit die nächsten Projektschritte in Angriff genommen werden können. Als zentraler nächster Meilenstein steht die Bildung eines Förderhubs mit Verteter:innen aus 8 Begleitschulen des zweiten bzw. dritten Zyklus an. Ein erstes Treffen des Förderhubs ist vor den Sommerferien geplant, um eine Ist-Stands- und Bedarfsanalyse hinsichtlich unterrichtlicher Förderaktivitäten durchzuführen.
Dipl.-Päd. Thomas Rey
Projektleiter «Überfachliche Kompetenzen»
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Zentrum Berufspraktische Studien