Begleitevaluation – Modellschulen Volksschule: Die Lehrpersonen erkennen einen Mehrwert in der Nutzung digitaler Medien

Begleitevaluation – Modellschulen Volksschule: Die Lehrpersonen erkennen einen Mehrwert in der Nutzung digitaler Medien

Im Rahmen der Begleitevaluation des Teilprojektes Modellschulen Volksschule der IT-Bildungsoffensive finden in allen Modellschulen über drei Jahre hinweg immer im Frühling Befragungen statt. Hinter der Evaluation stehen Charlotte Baez (Leitung) und Patricia Bachmann mit ihrem Team. Sie verstehen sich als Prozess-Beobachtende, die mit ihrem neutralen «Blick von aussen» wertvolle Inputs ins Projektteam einbringen.

Neutraler «Blick von aussen»: Die Begleitevaluation

Diesen Frühling findet die Begleitevaluation zum dritten Mal statt, zum ersten Mal mit allen neun Modellschulen in den drei Szenarien «Blended Learning», «Adaptives Lernen» und «Makerorientiertes Lernen». Zeit, um einmal einen Blick auf das Team und das Thema zu werfen und bei den beiden Expertinnen nachzufragen, was genau wir uns unter der «Begleitevaluation» vorzustellen haben und welche Auswirkungen diese auf das Modellschulprojekt hat.


Charlotte und Patricia, ihr seid beauftragt, alljährlich die Begleitevaluation zum Modellschulprojekt Volksschulen ITBO durchzuführen. Von wem stammt der Auftrag und wie ist dieser definiert?

Charlotte: Die Begleitevaluation ist Teil des Projektauftrages im Modellschulprojekt und findet somit im Auftrag des Kantons Sankt Gallen statt. Es ist eine formative, inhaltliche Evaluation. Entsprechend sind wir Prozessbeobachterinnen und evaluieren, wie sich die Teilnahme am Teilprojekt auf die Modellschulen sowie auf die verschiedenen Beteiligten an den Modellschulen (also zum Beispiel Schulleitungen, Lehrpersonen und Schüler:innen) auswirkt.

Abfolge der Befragungen für die Begleitevaluation in den drei Szenarien des Teilprojektes Modellschulen Volksschule.


Führt ihr mit allen Projektbeteiligten Interviews oder wie muss man sich dies vorstellen? Diesen Frühling findet die Evaluation zum dritten Mal statt, und zwar mit allen neun Modellschulen. Da sammelt sich einiges an Daten an?

Patricia: Die Lehrpersonen an den Modellschulen beantworteten einen Online-Fragebogen. Mit Schulleitungen, Steuergruppenmitgliedern sowie im Teilprojekt aktiv mitarbeitenden Lehrpersonen (Koordinator:innen sowie Entwickler:innen) finden zusätzlich Gespräche in Form von Interviews statt. Dadurch entsteht tatsächlich sehr viel Datenmaterial, das wir im Anschluss auswerten. Letztes Jahr mit sechs Schulen führten wir 52 Interviews durch, dieses Jahr werden es einige mehr sein, so ca. 70 Interviews. 2023 waren es 236 von Lehrpersonen ausgefüllte Fragebogen, dieses Jahr erwarten wir über 300. Bei den Fragebogen der Schüler:innen waren es letztes Jahr 1280, dieses Jahr werden es noch mehr sein.

Also befragt ihr auch die Lernenden?

Charlotte: Ja, auch mit Online-Fragebogen. Für den Zyklus 1 ist die Teilnahme daran in einigen Modellschulen freiwillig, da der Fragebogen für Erstleser:innen und unsichere Leser:innen herausfordernd ist. In einzelnen Modellschulen wurde für die Durchführung ein Gotti-/Götti-System eingesetzt, in welchem sichere Leser:innen aus höheren Klassenstufen Schüler:innen aus dem Zyklus 1 bei der Beantwortung unterstützen. Zudem haben wir dieses Jahr die Beantwortung des Fragebogens vereinfacht, indem wir die Antwortskalen, in denen es um die Stärke der Zustimmung zu einer Aussage ging, mit «Daumen»-Symbolen ergänzt haben. Die Nutzung der «Daumen»-Symbole war inspiriert durch die Modellschule HPS Flawil, welche im Rahmen ihrer Arbeit mit den Schüler:innen im Szenario «Adaptives Lernen» Piktogramme nutzt.

Beispiel aus dem Schüler:innen Fragebogen.


Gibt es Inputs aus den Befragungen, die zurück in die Schulen oder in das Teil-Projektteam fliessen?

Charlotte: Ja, auf jeden Fall. Wir werten die Befragungen aus und stellen für jede Modellschule einen eigenen Evaluationsbericht zusammen. Diese Ergebnisse werden zuerst mit dem internen Projektteam und dann von den Begleiter:innen aus dem Projektteam mit den Szenario-Gruppen besprochen. Die Koordinator:innen entscheiden dann gemeinsam mit Schulleitung und Steuergruppe, in welcher Form die Ergebnisse ins Gesamtprojektteam und ins Gesamtlehrpersonenteam der Schulen fliessen. Zudem gibt es auch für die offiziellen Gremien des Kantons Sankt Gallen regelmässige Evaluationsberichte.

Patricia: Erkenntnisse aus den Interviews, die den Projektprozess betreffen, sammeln wir ebenfalls und geben diese gesammelt und anonymisiert weiter ans Projektteam. So gab es beispielsweise in den letzten zwei Jahren verschiedene Rückmeldungen zur agilen Arbeit mit den Entwicklungsteams an den Modellschulen, die wir ins Projektteam zurückspielen konnten mit der Folge, dass der Prozess angepasst und optimiert werden konnte.


Gibt es erste wichtige Erkenntnisse aus den Evaluationen?

Patricia: Wichtig für das Projekt ist, dass es den im Projekt mitarbeitenden Entwickler:innen und Koordinator:innen grundsätzlich gut geht. Auf der einen Seite zeigen sich verschiedene Chancen der Projektteilnahme. So berichten interviewte Lehrpersonen beispielsweise, dass ihnen der Austausch und das gemeinsame Arbeiten im Projekt Spass macht und einen Mehrwert für den eigenen Unterricht bringt. Berichtet wird beispielsweise, dass digitale Medien unterstützend eingesetzt werden und somit mehr Zeit frei wird, um individuell auf Lernende einzugehen. Auf der anderen Seite werden jedoch auch Herausforderungen genannt. So ist beispielsweise die zeitliche Auslastung sehr gross. Auch stehen die Modellschulen aktuell vor der Herausforderung, wie der Wissenstransfer in das Gesamtteam gelingen und auch die Nachhaltigkeit nach Projektende sichergestellt werden kann.

Charlotte: Spannend war ausserdem zu sehen, wie die Selbstwirksamkeit der Lehrpersonen an den Modellschulen in Bezug auf Digitale Medien und der Nutzung im Unterricht mit der Dauer des Projektverlaufs zugenommen hat. Gerade Lehrpersonen aus den unteren Zyklen fühlten sich im zweiten Projektjahr sicherer beim Unterrichten mit digitalen Medien als im Vorjahr. Auch spannend war zu sehen, wie sich die Zusammenarbeit zum Unterrichten mit digitalen Medien in den Schulen verändert im Laufe der Projektzeit. Wir haben die Lehrpersonen zum Beispiel befragt, an wen sie sich wenden, wenn sie Unterstützung beim Unterrichten mit Medien benötigen bzw. mit wem sie eigene Ideen zum Unterrichten mit digitalen Medien teilen. Aus den Antworten kann ein Beziehungsnetzwerk generiert werden und man sieht mit dem Verlauf des Modellschulprojektes, wie diese Netzwerke sich verändern und wachsen.



Welche Rückschlüsse werden daraus für Folgeschulen gezogen? 

Charlotte: Unsere Aufgabe als Prozessbeobachterinnen ist es, aufzuzeigen, wo die Schulen stehen und wie sie sich weiterentwickeln im Projekt. Es werden dadurch natürlich nicht nur für die Modellschulen, sondern auch für Folgeschulen wichtige Erkenntnisse generiert. Wie diese in eine Generalisierung oder ein Produkt in die Folgeschulen enden können, wird jeweils in enger Zusammenarbeit mit dem Projektteam erarbeitet.  Nun sind wir gespannt auf die Evaluation des ersten Jahres der Modellschulen aus dem Szenario «Maker-orientiertes Lernen», die Entwicklung der Schulen im «Adaptives Lernen» – Szenario und den Abschluss der «Blended Learning» – Schulen. 

Patricia Bachmann | Charlotte Báez | Sandra Steiner Matt

Projektmitarbeitende «Modellschulen Volksschule» ITBO

patricia.bachmann@phsg.ch | charlotte.baez@phsg.ch | sandra.steiner@phsg.ch

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