Selbständigkeit durch Sprachaufnahmen

Selbständigkeit durch Sprachaufnahmen

Nach der eingeläuteten Startphase als Modellschule wurden vom Entwicklerteam kleinere Vertonungen für die Schülerinnen und Schüler produziert.

Diese ermöglichen auch jenen Schülerinnen und Schülern, welche nicht lesen können, gewisse Aufgaben durchzuführen. Wir haben uns in einer ersten Phase mit verschiedenen Möglichkeiten und Tools auseinandergesetzt und teilen in diesem Beitrag unsere gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse mit.

Die Arbeit mit dem Anybook-Stift

Da ich bereits viel vom Anybook-Stift hörte, selbst aber noch nie mit diesem Medium arbeitete, organisierte ich mir aus dem Schulteam ein solches Exemplar, um meine erste Vertonung im Entwicklerteam zu verwirklichen.

Dabei stand im Vordergrund, dass ich mich mit dem Gerät auseinandersetze und seine Vorteile und Tücken erkenne. Nach einer gefühlten Ewigkeit “Trial and Error” konsultierte ich Youtube für eine kurze Einführungssequenz.

Die Handhabung fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, danach jedoch einfach. Gerade bei basaleren (kaum lesenden, schreibenden oder/ und sprechenden) Schülerinnen und Schüler war es ein Vorteil, dass die Dateien nicht aus Versehen gelöscht werden können. Die Tonqualität von spontanen Aufnahmen hat mich jedoch nicht überzeugt.


Zur Aufgabe:

In der Schülerübung sollen die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe des Anybook-Stifts verschiedene Weihnachtsrätsel hören. Die Lösung ist jeweils durch das Piktogramm abgebildet. So kann das Rätsel auch von einem Jugendlichen gelöst werden, für den die Texte sonst unzugänglich sind. Durch die Zuordnung der richtigen Piktogramme zur richtigen Weihnachtskugel (Audiokleber) am Weihnachtsbaum, wird die Aufgabe vollendet. Der Weihnachtsbaum wird geschmückt.


Die Motivation beim Schüler war sehr gross. Ich war ob seiner Freude erfreut – und ich bereute, dass ich einen Weihnachtsbaum und kein ganzjährlich taugliches Sujet wählte. Rückblickend wäre zum Beispiel ein Wohnblock mit Fenstern ein geeigneteres Motiv gewesen, das man fortlaufend nutzen könnte.

(Silvan Hug)

Big Points als Informationsquelle

Immer wieder stehe ich vor der Herausforderung, dass sich Schülerinnen und Schüler Arbeitsaufträge nicht merken können. Auch wenn die einzelnen Schritte visuell dargestellt sind, fällt es vielen Kindern schwer, mit einer Aufgabe zu beginnen. Somit versuchte ich, in einem ersten kleinen Projekt, mithilfe von Big Points, die einzelnen Arbeitsschritte zusätzlich auditiv anzubieten. Ein Big Point ist eine Art Knopf, auf welchen eine Sprachaufnahme von maximal 45 Sekunden aufgenommen und abgespielt werden kann. Diese kann beliebig oft überspielt werden. Auf insgesamt drei Big Points nahm ich drei kurze Arbeitsschritte auf. Zwar hatten die Schülerinnen und Schüler Freude daran, sich die Erklärungen wiederholt anzuhören, dennoch benötigten die meisten weiterhin eine enge Begleitung, um die Aufgabe lösen zu können. Ich vermutete, dass der Arbeitsauftrag doch noch zu komplex für die Klasse war und die Methode bei weniger fordernden Aufträgen besser funktioniert.


Da die Kinder Freude an der Nutzung der Big Points hatten, beschloss ich diese in den Alltag einzubauen, um den Schülerinnen und Schülern mehr Selbständigkeit zu ermöglichen. Es gibt immer wieder Dinge, die sie täglich mehrmals fragen, wie beispielsweise, was es zum Mittagessen gibt. Wir begannen, jeden Tag das aktuelle Menü auf einen Big Point zu sprechen, so dass die Kinder sich selber informieren konnten, denn das Lesen und Verstehen des Menüs fällt den meisten noch schwer. Diese Idee wurde nun für das ganze Schulhaus realisiert, so dass die Kinder bereits beim Eingang einen grossen Menüplan sehen, der mit Piktogrammen und Big Points visualisiert und vertont ist (siehe Foto).

Ebenso starteten wir ein weiteres Projekt, bei welchem wir immer am Ende des Tages eine Aufnahme mit den erlebten Tätigkeiten erstellten. Diese Aufnahmen helfen den Kindern am Folgetag beim Erstellen ihres Tagebucheintrages, welchen sie täglich schreiben. Oft fällt es ihnen schwer, sich an das zu erinnern, was sie am Tag zuvor gemacht haben. So nutzen sie nun regelmässig den Big Point als Unterstützung und können mit weniger Unterstützung den Eintrag schreiben. Zudem haben die Schülerinnen und Schüler grossen Spass, die Aufnahmen selber zu erstellen und sich diese dann wieder anzuhören.

(Stephanie Angst)

Tellimero-Stift von Betzold

Im Schullalltag kam ich bereits in Kontakt mit dem Anybook-Stift. Ich hatte für eine erste Vertonung die Idee, viele verschiedene Wimmelbilder zu erstellen und diese zu besprechen (siehe Foto). Der Tellimero-Stift von Betzold bot sich dabei gerade an. Diesen Stift kann man selber besprechen und es muss vor allem nicht, wie beim TipToi-Stift, auf vorhandenes Material zurückgegriffen werden.


Mein Ziel dieser ersten Vertonung war es, dass basalere Schülerinnen und Schüler, über einen längeren Zeitraum, selbständig diese Wimmelbilder anschauen und hören können. Die Wimmelbilder sind bei zwei ausgewählten Schülern erprobt worden. Es hat sich gezeigt, dass es ihnen grosse Freude bereitet und sie ausdauernd und selbständig damit arbeiten konnten.


Zum Tellimero-Stift: Der Stift ist sehr einfach in der Handhabung und man benötigt kaum Vorkenntnisse. Zudem ist er günstiger im Vergleich mit Konkurrenzprodukten (vor allem die Kleber zum nachkaufen sind günstiger, als die Kleber vom Anybook-Stift). Das grosse Problem war jedoch, dass, sobald eine Schülerin oder ein Schüler auf den Aufnahmeknopf drückt, und anschliessend wieder auf einen besprochenen Kleber, die gesamte Aufnahme gelöscht ist. Zudem befindet sich der Aufnahmeknopf direkt an der Seite des Stiftes. Hält man den Stift in der Hand, passiert ein versehentliches Löschen ziemlich schnell. Für den Einsatz an der Sonderschule finde ich deshalb den Tellimero-Stift nicht geeignet. Damit unsere erstellten Vertonungen aber trotzdem noch einen Nutzen im Schulalltag finden, haben wir uns eine Konstruktion ausgedacht, die das versehentliche Löschen verhindert.


Durch das Ausprobieren der unterstützenden Vertonungen haben wir wichtige Erkenntnisse für den Schulalltag gewonnen. Hier möchte ich gerne den Link zu einer Story meiner Kollegin machen. Im Januar durften wir Armin von Soundolino in Flawil besuchen. Mit Soundolino lassen sich die Vorteile von den verschiedenen Stiften kombinieren. Auf jeden Fall eine lesenswerte Story! 🙂

(Michel Lanker)

Story zu diesem Thema

zITBOx-Story

Eigenes Projekt mit Soundolino entwickeln

Inputs der Redaktion

Ideen zum Lehrplan: 1.3 Medien und Medienbeiträge produzieren – Audio

Die Schülerinnen und Schüler können Gedanken, Meinungen, Erfahrungen und Wissen in Medienbeiträge umsetzen und unter Einbezug der Gesetze, Regeln und Wertesysteme auch veröffentlichen.

Stephanie Angst

Silvan Hug

Michel Lanker

Rückmeldungen